Wissenschaftler der Charité und der Uni Heidelberg berichten in ihrem Review über das mögliche Potential von Vitamin C
Professor Dr. Günther Schönrich, kommissarischer Institutsdirektor der Virologie an der Charité in Berlin und die Professorin Dr. Yvonne Samstag, Leiterin der Sektion Molekulare Immunologie der Universität Heidelberg und Sprecherin des Akademischen Zentrums für Komplementäre & Integrative Medizin, berichten in ihrem aktuellen Review über die komplexen Interaktionen zwischen SARS-CoV-2 und den Komponenten des Immunsystems. Sie führen aus, wie die virusinduzierten Immunreaktionen zu oxidativem Stress führen, der Organe schädigt und die Immunantwort supprimiert.
Oxidativer Stress schädigt Immunantwort massiver
Er unterdrückt den adaptiven Arm des Immunsystems, insbesondere die Funktion von T-Zellen, die zur Abtötung virusinfizierter Zellen notwendig sind. Zudem induziert er sogenannte Neutrophile Extracellular Traps, kurz NETs. Dies sind Netzwerke, die eigentlich pathogene Mikroorganismen attackieren. Im Übermaß führen aktivierte Neutrophile durch Freisetzung proteolytischer Enzyme oder ROS aber zu akuten Lungenschäden. Sie scheinen auch eine wichtige pathologische Rolle bei Thrombose zu spielen.
Bei Patienten mit schweren COVID-19-Verläufen ist die Anzahl an Lymphozyten häufig zu niedrig und die Zahl der Neutrophilen zu stark erhöht. Es gibt zahlreiche Hinweise darauf, dass dieses erhöhte Neutrophilen-Lymphozyten-Verhältnis ein unabhängiger Risikofaktor ist, der einen schweren Verlauf von COVID-19 auslöst.
Oxidativer Stress lässt einen Teufelskreis entstehen, der eine spezifische Immunantwort gegen SARS-CoV-2 verhindert. Die Schlüsselrolle des oxidativen Stresses bei der Pathogenese von schwerem COVID-19 impliziert, dass ein therapeutisches Gegengewicht durch Antioxidantien wie Vitamin C wichtig ist, um schwere Verläufe zu verhindern
Autoren sehen Benefit durch Vitamin C
Die Virologen und Immunologen weisen in ihrer Publikation auf den möglichen Nutzen von Antioxidantien und die momentan weltweit laufenden Studien zu intravenösem Vitamin C hin.
Die Infusion von Vitamin C scheint eine vielversprechende Option zu sein, um den oxidativen Stress entgegenzuwirken, der die Immunantwort reduziert. Die Autoren empfehlen Vitamin C bereits frühzeitig einzusetzen und nicht auf schwere Verläufe zu warten. Vitamin C ist bereits ab dem ersten Tag wichtig, um die durch oxidativen Stress ausgelöste Suppression der antiviralen T-Zellen zu reduzieren und ein normales Neutrophilen-Lymphozyten-Verhältnis zu begünstigen. Die frühzeitige supportive Therapie mit Vitamin C könnte verhindern, dass sich die SARS-CoV-2-Infektion ausbreitet und sich in Richtung ARDS verschlimmert. Zur Verifizierung dieser schlüssigen Hypothese sind selbstverständlich kontrollierte klinische Studien bei COVID-19 erforderlich [1].
Die Publikation ist öffentlich zugänglich: Devilishly radical NETwork in COVID-19: Oxidative stress, neutrophil extracellular traps (NETs), and T cell suppression
1.Schonrich, G., M.J. Raftery, and Y. Samstag, Devilishly radical NETwork in COVID-19: Oxidative stress, neutrophil extracellular traps (NETs), and T cell suppression. Adv Biol Regul, 2020. 77: p. 100741.
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